„Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst,
dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt“
Albert Camus
Eine Erkrankung wie Krebs ist häufig eine Lebenszäsur. Zuerst verursacht die Diagnose einen tiefen Schrecken, dann entstehen durch die Therapien Auswirkungen bis auf körperliche und geistige Zellebenen. Die Seele kommt da meist nur schwer hinterher.
Yoga kann eine große Unterstützung sein, wieder das körperliche Gleichgewicht und seelische Zuversicht ins weitere Leben zu finden und die eigene Resilienz zu stärken.
Als ich die Diagnose Brustkrebs erhielt, zerfiel mein mühsam zusammengesetztes Puzzlebild meines Lebens plötzlich wieder in seine Einzelteile. Dank meiner Yogaerfahrung und der Ausschöpfung aller sinnvollen schulmedizinischen und naturheilkundlichen Therapien stabilisierte ich mich nach und nach. Vor allem in den anthroposophischen Betrachtungen der Heilmittel und den sich heilsam anfühlenden Anwendungen fühlte ich mich sehr aufgehoben.
Auf diesem Genesungsweg begann ich jedoch, meine bisherige Yoga-Praxis zu überdenken. Fortan übte ich so, dass meine körperlichen Möglichkeiten und meine seelischen Bedürfnisse wirklich im Vordergrund standen. Nicht das „Was“ war entscheidend, sondern das „Wie“. So entdeckte ich die Qualität der Langsamkeit in den Körperbewegungen, was zu einer vertieften Wahrnehmung der friedvollen Stille im bewegten Üben führte.
3 Merkmale führte ich dabei zusammen:
Die bildhafte Aktivierung der Immunstärkung durch Affirmationen, das Erspüren und Anerkennen des Atems als Lebensquelle und das Wahrnehmen der Wärmeentwicklung im rhythmischen Bewegen.
Aus dieser Verbindung entstand nach und nach eine energetische Ausbildung meiner eigenen Kraft, in der anthroposophischen Lehre wird sie Ich-Kraft bezeichnet.
Die langsamen Bewegungen kommen auch dem Narbengewebe sehr entgegen und helfen bei Lymphstau oder Verspannungen der Faszien. Du kennst bestimmt den Spruch: „Ein Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
Zentrales Körperelement beim Üben ist für mich die Wirbelsäule, die uns als dynamisch-lebendiger Organismus aufrichtet.
Hier das energetische Potenzial zu wecken, benötigt Feingefühl und gezielte Fokussierung. Die feine Energie hält auch dem Fatigue-Syndrom und lang anhaltender Erschöpfung, wie sie sich beim Long-Covid-Syndrom bemerkbar macht, etwas entgegen, so dass man sich trotz Schwäche allmählich wieder stärker fühlt.
Die gezielte Durchformung der Wirbelsäule lässt dich auch spüren, wie du dich wieder freier in das Leben integrieren kannst. Es kann sich anfühlen wie ein Schmetterling, der sich aus der Raupenhülle geschält hat und nun fliegen kann.
Eine feinsinnig geübte Yogapraxis kann einer „kalten“ Erkrankung wie Krebs seelische Wärme entgegensetzen und wieder Licht und Lust auf ein lebendiges Dasein bringen.
Häute, schäle und räkele dich und dann: flieg dich frei - ich helfe dir dabei!